Brustvergrößerung mit Eigenfett statt Silikon
Die Brustvergrößerung mit Eigenfett ist eines der großen Themen auf der Tagung des Weltverbandes der Plastischen Chirurgen (IPRAS) in Berlin.
Plastische Chirurgen entwickeln neue Verfahren zur Brustvergrößerung. Zwei neue Verfahren diskutieren die Experten:
Zum einen die Brava-Technik, bei der der Busen mithilfe eines speziellen BHs und Eigenfett verschönert wird.
Bei der anderen Methode nutzen Forscher zusätzlich zum Eigenfett Stammzellen, um die Gewebebildung zu beschleunigen.
Die Brava-Technik wurde von dem US-Mediziner Roger Khouri aus Miami entwickelt. Bevor die Brüste behandelt werden, müssen die Frauen vier Wochen lang einen speziellen Büstenhalter tragen.
Der Brava-BH
Der Brava-BH besteht aus zwei durchsichtigen Kunststoffschalen, die luftdicht auf die Brüste aufgesetzt werden. Eine winzige Pumpe, die von einem Mikrochip gesteuert wird, saugt kontinuierlich Luft ab.
So entsteht in den Schalen ein Unterdruck, durch den das Gewebe der Brust gedehnt wird. Um die dabei entstehende Spannung auszugleichen, vermehren sich die Zellen in der Brust. Auf diese Weise bildet sich zusätzliches Gewebe. Sind die vier Wochen um, saugen die Ärzte den Patientinnen Fett ab - zum Beispiel am Bauch, am Po oder an den Oberschenkeln. Sie spritzen kleine Mengen davon unter die Brustdrüse und in das Unterhautfettgewebe zwischen Haut und Brustdrüse. In jede Brust können die Mediziner zwischen 200 und 300 Milliliter Fettgewebe injizieren.
Das heißt, die Frauen können dann die nächste BH-Körbchengröße tragen. Nach der Injektion der Fettzellen müssen die Frauen den Unterdruck-Büstenhalter allerdings noch vier weitere Wochen lang tragen - damit die frischen Zellen gut anwachsen. "Der Unterdruck bewirkt, dass die durch die Fettimplantation unter Spannung stehende Haut nicht auf das darunter liegende Gewebe drückt um ein Abstreben der Zellen zu verhindern. Wie lange der Effekt anhält, ist allerdings noch unklar. Bisher gibt es erst wenige Studien über das Brava-Verfahren. Allerdings zeigen sich auch Nebeneffekte der Methode:
Bei 20 Prozent der Frauen diagnostizierten die Ärzte Kalkherde in der Brust. Solche Herde können entstehen, wenn die implantierten Fettzellen absterben. Die Kalkablagerungen sind zwar unbedenklich können bei einer Röntgenuntersuchung der Brust aber mit einem Tumor verwechselt werden.
So kann auch bei völlig gesunden Frauen der Verdacht auf Brustkrebs entstehen. Gernot Maywald von der Deutschen Gesellschaft für Senologie nennt einen weiteren Nachteil: "Eigenfett kann sich innerhalb von ein bis zwei Jahren abbauen", sagt der Plastische Chirurg. "Dann muss der Eingriff wiederholt werden."
Brustvergrößerung durch Stammzell-Methode
Die Brustvergrößerung mit Stammzellen ist eine innovative Alternative. Weil noch keine Langzeitstudien vorliegen, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen das Verfahren vorerst nicht. Noch viel weiter am Anfang steht die Stammzell-Methode, die Kotaro Yoshimura von der University of Tokyo auf der IPRAS-Tagung präsentiert. Auch er nutzt Fettzellen der Patientinnen. Nach dem Absaugen nimmt er aber eine Hälfte des Fetts, um daraus Stammzellen zu gewinnen - also Zellen, die vielfach begabt sind und sich unter anderem zu Blutgefäßen entwickeln können. Die andere Hälfte des abgesaugten Fetts wird mit den Stammzellen angereichert und eingespritzt. In Japan wird die Methode bereits vereinzelt angewendet. Studien, die ihren Erfolg belegen, haben die Forscher jedoch nicht vorzuweisen.
Fest steht, dass das Verfahren relativ teuer ist. Bis zu 25.000 Dollar zahlen die japanischen Kundinnen. Schließlich müssen die Kliniken für die Zellanreicherung ein eigenes Labor einrichten. Die Brava-Methode dagegen ist mit etwa 2.000 Dollar für den BH plus den Kosten für die Operation vergleichsweise erschwinglich und mit den Kosten einer konventionellen Brustvergrößerung vergleichbar.
Bis die Brustvergrößerung mit Eigenfett in deutschen Kliniken routinemäßig angeboten wird, dauert es wohl noch eine Weile.
Der Berliner Chirurg Johannes Bruck vermutet, dass es frühestens in fünf bis zehn Jahren so weit sein könnte. Quelle: Berliner Zeitung vom 27.06.2007, gekürzter Artikel